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Aufnahmegebühr: Ihr seid aber teuer !

Kaum eine Tierschutzeinrichtung kann es sich leisten gratis Tiere aufzunehmen oder abzugeben und ist in den allermeisten Fällen ein finanzieller Verlust.

 

Der private Tierhalter rechnet: Was kostet mich ein Sack Futter im Monat ? Das sind für einen mittelgroßen Hund derzeit ca. EURO 30,00. Das wäre der Tierhalter bis zur Vergabe meist auch bereit zu bezahlen.


Warum kostet die Abgabe / Aufnahme wesentlich mehr ?

  • "Warum bekommt man den armen Hund nicht kostenfrei ?"
  • "Was - ich kann den Hund nicht gratis abgeben ?"
  • "Tierheim kann froh sein, wenn das Tier nicht ausgesetzt wird."
  • "Ist doch wichtiger er bekommt ein schönes Zuhause !"
  • "Das ist doch reine Geldmacherei und hat nichts mit Tierschutz zu tun !"
  • "EURO 390,00 für einen Mischlingshund kann sich doch keiner leisten !"
  •  ..... etc. etc. etc.

Tierbetreuer haben oft mit solchen oder ähnlichen Kommentaren zu tun. Es ist nicht immer leicht, sachlich zu antworten. Ich finde es positiv, wenn jemand (freundlich)  fragt. Das bedeutet, dass sich die/derjenige mit dem Thema beschäftigt und im Bereich Kosten für "Tierheimtiere" noch nicht genug Aufklärung betrieben wurde.

Deswegen meine Information:

Die Haltung in einer  behördlich genehmigten Einrichtung ist die  teuerste Heimtierhaltung  überhaupt. Neben dem Erwerb des Grundstücks und der Gebäude samt Zaunanlagen sind viele Auflagen zum Einhalten. Auch braucht es qualifiziertes Personal, welches neben den eigentlichen Betriebskosten einen Großteil der Aufwendungen verursacht.

Es finden sich in Österreich sowie Deutschland ähnliche Werte: Ein Hund kostete 2012 im Schnitt   € 14,50 - 16,80 pro Tag. Im Jahr 2023 liegen wir bei ca.

 

€  20,00 -  23,00  pro Tag

* Das sind rein die Betreuungskosten (OHNE ggf. Trainer, Einzelhaltung, spezielle Pflege, Tierarzt, Medikamente) und setzt voraus, dass einem die Anlage gehört und nicht auch noch offene Kredite zu bezahlen sind.


Als Beispiel - nebenstehender Hund:

BERECHNUNG:

Alter über 5 Jahre:  €  250,00

größere Rasse: € 100,00

nicht reinrassig: € 50,00

keine Ausbildung:  € 100,00

schwierig zu Hund: € 150,00

bissig: € 300,00 ... ???

Handicap / krank / Pflege: € 150,00 ... ???

unzureichende Impfung: € 90,00

nicht kastriert: € 280,00


Aufnahmegebühr EURO  1.020,00 - 1.470,00


Wenn ich nun die geringste Aufnahmegebühr und die reinen Aufenthaltskosten*  mit dem niedrigsten Satz von € 20,00 annehme (= 1.020 : 20,00), garantiert das einen Aufenthalt von maximal

 51 Tagen

Es glaubt doch nicht wirklich jemand, dass dieses Tierchen so schnell vergeben werden kann (?).


Diese Risiken trägt man als Übernehmer:

  • dass das Tier länger bleibt
  • dass mehr Training benötigt wird
  • dass doch kastriert werden muss
  • dass unverhofft eine Krankheit / Gebrechen auftritt
  • dass Tierarzt oder spezialisierter Trainer benötigt wird
  • dass dauerhaft einzeln gehalten werden muss
  • dass das neue Zuhause geschult werden muss
  • dass die zweijährige Gewährleistung greift und man das Tier zurücknimmt

Wie kann sich Aufnahme von Hunden finanzieren ?

  • ENTWEDER  ..... man setzt o.a. Rechnung an und ist bereit, als Übernehmer oftmals ins wirklich hohe Risiko zu gehen. Man sollte unbedingt genügend Kapital auf der Seite haben, um das erwartete Minus auszugleichen. Manche Tierchen ergeben dann wieder durch den Kaufpreis ein finanzielles Plus und so gelingt es unterm Strich "Um-Null-Herum" zu arbeiten. Im Tierschutz möchte man nichts anderes, als  NICHT ins Minus  zu gehen.
  • ODER  .... man hat einen starken Verein hinter sich, dessen Mitgliedsbeiträge, Spenden, Veranstaltungen wie Flohmärkte, ehrenamtliche Helfer, staatliche Förderungen etc. das ausgleichen.

Wir hatten unter anderem auch vor vielen Jahren die Tierheimbewilligung für das "Tierheim Flachgau für Stadt und Land Salzburg" inne und diese gerne (!) freiwillig zurückgelegt. Weiters arbeiteten wir jahrelang mit Hilfe unseres Vereins "Salzburger Tierzuflucht" (STZ)  als "Verwahrer" und haben diesen Verein aufgelöst sowie die Zusammenarbeit mit Stadt und Land Salzburg gerne (!) beendet. WARUM ? Weil die geleisteten Zahlungen der Behörden nicht die Kosten abdeckten und man sich das als Unternehmer nicht leisten will/kann.

 

Ich möchte heute nicht mehr als Tierheim  - sondern werde ich anders (ohne dem "ODER") - arbeiten. Auf Staat, Spenden und ehrenamtliche Helfer verlasse ich mich nicht. Auch bin ich der Meinung, dass die Tierbesitzer ihre Verantwortung nicht billig an die Allgemeinheit abgeben dürfen. Lieb gemeinte Spenden sollten für  wirklich bedürftige Tierchen  verwendet werden ..... und davon gibt es sehr viele.

Nachdem man diese Zeilen gelesen hat, versteht man vielleicht besser,

warum viele Tierheime NICHT aufnehmen können oder wollen. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Rüdiger Pieper (Samstag, 19 Februar 2022 09:56)

    Jeder Hundebesitzer sollte sich - möglichst vor Anschaffung - darüber im Klaren sein, dass ein Hund im Laufe seines Lebens Kosten in Höhe von rd. 15.000,00 € verursacht. Der im Beitrag erwähnte Hund Leo soll nun nach gut 6 Jahren abgegeben werden. Ein Mischlingshund kann durchaus 15 Jahre alt werden. Im Grunde genommen müsste der Abgeber einen Betrag in Höhe von mind. 9.000,00 € als Abgabegebühr bezahlen. Vielleicht auch als Lehrgeld. Denn der Halter hatte es verabsäumt seine ursprüngliche Kaufentscheidung gut zu überlegen. Dieser Hund kam vermutlich als Welpe in die Familie und wurde von Beginn an nicht richtig erzogen. Nun sollen andere sich um dieses Tier kümmern und nach Möglichkeit auch noch kostenlos.