Sinnlose Kontrollen und Verträge

"Gehört mir das Tier nun, nachdem ich es gekauft habe? Bin ich nun Besitzer oder Halter oder Eigentümer?" Viele Tierfreunde ließen sich durch "Schutzverträge" von Tierschutzorganisationen verunsichern, schenkten den oft widerrechtlichen Vertragstexten Glauben und oft tauchten Fragen auf. Insbesondere, wenn die Organisation angab, das Tier "müsse" zu ihnen zurück, wenn der Eigentümer es nicht behalten konnte. Es wurden hohe Strafgebühren bei Nichteinhaltung angedroht. Das Vertrauen zu solchen Einrichtungen wurde, nach näherem Durchleuchten der Verträge, auf eine harte Probe gestellt.

Die Antwort war ganz einfach: "JA, das Tier gehört dem Käufer." Bezahlte man etwas für ein Tier, dann wurde man Eigentümer mit allen Rechten und Pflichten. Kaufte man ein Tier - dann gehört es einem auch. Ein "Schutzvertrag" bei dem der neue Halter für das Tier bezahlte, war nichts anderes als ein Kaufvertrag (der Kaufpreis wurde oft auch "Schutzgebühr" genannt - war aber nichts anderes als ein Kaufpreis) . Somit war das Tier Eigentum des neuen Halters. 

 

Ansonsten musste man (oft als Verein) das Tier in Pflege geben (z.B. in eine Tierpension oder auf einen Pflegeplatz), Eigentümer des Hundes bleiben und die laufenden Kosten für das Tier übernehmen. Dann hätte der neue Tierbetreuer lediglich Besitz-, Halter- oder Betreuungsrechte. Wurde ein Tier aber verkauft, da konnte das Formular noch so oft als "Schutzvertrag" deklariert werden - Eigentümer war der neue Halter. Man konnte dem Eigentümer eines Tieres nicht verbieten, sein Eigentum abzugeben oder zu verkaufen. So hart es klang - aber so war die Gesetzeslage nun Mal - man konnte auch jemanden, der z.B. eine Waschmaschine kaufte nicht verbieten, diese weiterzuverkaufen.

 

Wäre es nicht sinnvoller Kaufverträge mit Kaufpreisen auszustellen und widerrechtlichen irritierenden "Schnick-Schnack" wegzulassen? Es fanden sich hierzu spannende Urteile und Beschlüsse, die alle Tierschutzvereine zur Vorsicht mahnen sollten. Besonders, wenn diese aufgrund von sinnfreien Tierschutzverträgen sogenannte „Tierschutz-Außendienstgruppen“ unterhielten und mit diesen Gruppen vor fremden Grundstücken Einlass verlangten, um anschließend ein Tier an sich zu nehmen. Die Vereine müssten einsehen, dass für die Überwachung des Tierschutzes die Behörden zuständig sind. 

 

Öfters wurden mir seltsame Schutzverträge von Eigentümern von Tierheim-Tieren vorgelegt. Der Käufer hatte das Tier in einem Tierheim gekauft und war damit nicht zurecht gekommen. Ich wurde darum gebeten, das Tier aufzunehmen. Das tat ich hin und wieder. Die Käufer mancher Tierheimtiere konnten einem leid tun, wurden sie doch in der schriftlichen und mündlichen Korrespondenz regelrecht bedroht. In weiterer Folge sogar meine Mitarbeiter und ich, was mich allerdings völlig kalt ließ. Ich wusste, dass die Schutzverträge Quatsch waren und kein einziges der Tierheim jemals den Weg über das Gericht ging. Warum? Weil sie wussten, dass sie keine Chance hätten, solch einen Prozess zu gewinnen. Waren es die Entfernung, die unschöne Anlage, unsympathische Tierbetreuer oder andere Gründe - manche Eigentümer wollten das Tier nicht mehr dorthin zurück geben - sondern lieber zu mir. Vielleicht auch, weil ich kein Tierheim war.

 

Besser ein neues Zuhause als ein Tierheim

 

Ich behauptete: Fast jedes neue Zuhause bei einer privaten Person war besser als der Aufenthalt in einem Tierheim. Fast jeder Privatplatz war besser als das, was Tierheime leisten konnten. Damit meinte ich auch uns. Natürlich taten gute Tierpfleger ihr Bestmöglichstes, um den Tieren den Aufenthalt so angenehm als möglich zu gestalten. Jedoch war es für eine/n Katze/Hund viel kuscheliger, wenn es seine eigene Familie hatte, als nur eine Betreuerin, die er mit sehr vielen Tieren teilen musste. "Platzkontrollen" sowie "Schutzverträge" fand ich völlig sinnlos. Der "PLATZ" war bestimmt besser - und - vor wem sollte denn das Tierchen mittels was "GESCHÜTZT" werden? 

  • Wer sollte dominant festzustellen, was ein "guter" und was ein "schlechter" Platz war?
  • Wer hatte das Recht die Entscheidung zu fällen, das Tier wieder wegzunehmen?
  • Wer oder was berechtigte die "Kontrolleure" Kontrollen durchzuführen?

Man bekam kein Tier vom Tierheim? Argumentationen seitens Tierheime konnten "sinnfrei-spannend" sein: 

  • Man hatte keinen eingezäunten - zu wenig - gar keinen Garten
  • Man wohnte in Nähe einer (oft kaum befahrenen) Straße
  • Man war berufstätig
  • Man hatte Kinder
  • Man hatte zu wenig Erfahrung mit Katzenhaltung / Hundehaltung
  • Man hatte einen weiteren Hund / Katze
  • Man hatte keinen weiteren Hund / Katze
  • Man hatte auch einen Hamster oder Vogel
  • Man vergab Tiere nur zu zweit
  • Man spielte ein Musikinstrument 
  • Man wollte nicht FÜNF (!!!) Mal vorher ins Tierheim kommen um das Tier zu besuchen
  • Man wohnte zu weit weg 
  • Man wohnte in Deutschland / Schweiz / Italien
  • Man hatte zu wenig Platz - man hatte zu viel Platz
  • Man war zu wenig aktiv - man war zu aktiv
  • Man hatte eine körperliche Behinderung
  • Man war zu alt - man war zu jung
  • Man war zu dick - man war zu dünn
  • Man war mit Hauskontrollen nicht einverstanden
  • Man hatte das "feilgebotene" Tier gar nicht mehr bzw. war nie da
  • etc. etc. etc. … diese Liste der Unmöglichkeiten ist erweiterbar.

Warum vertraute man nicht auf unsere ausgezeichneten Gesetze in Österreich und deren bevollmächtigten Amtsorgane. Jemand der volljährig, mündig und bereit war, einen angemessenen Kaufpreis für das Tierchen zu bezahlen, der würde bestimmt auch einen guten Platz vorhalten und dürfte sich die Anschaffung seines Vierbeiners gut überlegt haben.

 

Warum dieser traditionelle Quatsch?

 

Warum waren „Schutzverträge und „Platzkontrollen“ in Österreich trotzdem üblich? Ich war mir dessen durchaus bewusst, dass ich mich hier weit aus dem Fenster lehnte und mir bei speziellen Tierschützern keine Freunde machte. Es gab doch unzählige Organisationen, die über viele Jahre hinweg "Platzkontrollen" durchführten - "Schutzverträge" erstellten und bestimmt weiterhin am Prozedere festhielten.

 

Meist fanden, neben dem Ausfüllen von seltsamen Auskunftsformularen, noch Vor-, Nach- und Zwischenkontrollen statt. Wenn dann das Tierchen endlich weitergegeben wurde, erfolgte dieses nur auf "Probe" und war das arme Wesen durch den "Schutzvertrag" dermaßen "geschützt", sodass das Tierheim lt. meist widerrechtlichem Vertrag jederzeit berechtigt wäre, es wieder wegzunehmen. Kein Wunder, dass immer weniger Menschen von dort ein Tier nehmen wollten bzw. die Unterlagen nicht unterschrieben. Ich selbst hätte manchen Schutzvertrag auch nie unterschreiben und mir lieber ein Tierchen vom Züchter oder von Privaten gekauft. Bei denen wurde überhaupt kein solcher Tam-Tam veranstaltet. Sinnvoller wäre die Zeit des Kontrollierens lieber in die Pflege und Hege der Tiere zu investieren.

 

Ich stellte in den Raum, dass sich unter "Tierschützern" viele befanden, die ihr Ego aufpolieren wollten, in dem sie imaginäre "Macht" ausübten. Andere Gründe kann ich mir bei deren "Gehabe" nicht vorstellen. Interessant war auch, dass die meisten "Kontrolleure" im eigentlichen Berufsleben wenig geleistet hatten.

 

Um das Tierchen ging es oft längst nicht mehr. Dann gab es noch den einen traurigen Satz, den man von diversen Tierschützer/innen immer und immer wieder hörte: "Mir ist jedes Tier lieber als ein Mensch" - oder ähnliches. Wieviel Schlechtes müssen diese bemitleidenswerten Menschen von anderen Menschen erfahren haben, um so eine Aussage zu tätigen?  Diese taten mir ehrlich leid und wollte ich nicht noch Salz in deren Wunden kippen, jedoch - Waren so gepolte Menschen die "Richtigen", um Platzkontrollen durchzuführen und Entscheidungen zu fällen?

 

Das Tier sollte wieder weg

 

Bei der (Wieder)-Aufnahme von Tierheimtieren kam es sehr darauf an, um was für ein Tier es sich handelte. War es ein braver Kleinsthund oder ein schwer vermittelbarer Listenhund? Bei ersteren rissen sich Tierheime regelrecht darum, das gut verkäufliche Tier wieder in ihr Eigentum zu bekommen. Ein gutes Geschäft.  Egal, ob es von ihnen oder von einer anderen Einrichtung stammte.

 

Finger weg! Gute Tierpfleger von der Konkurrenz dachten sich etwas dabei, wenn sie dem neuen Tierhalter Erziehungs-Tipps oder Empfehlungen gaben, ein Tierchen über das Wochenende = wenigstens DREI Tage zu behalten. Sie kannten das Tier und ahnten (anhand von persönlichem Kontakt und Telefonaten) die Lebens-Situation des neuen Tierhalters. Wenn man als Tierheimleitung wusste, dass ein Hund von einer erstklassigen Einrichtung stammte, wo die Hunde super-gesund, super-geimpft, kastriert, super-gepflegt, super-ausgestattet, super-Unterordnung zu Menschen, super-verträglich mit Artgenossen, super-betreut wurden etc.  kurzum: SUPER-verkäuflich sind .... sollte man denen nicht ins Handwerk pfuschen.

 

Es ging manchem Tierheim augenscheinlich nicht um das Leben des Tieres, sondern darum, den Hund weiter verkaufen zu können = schnelles Geld zu machen. Dafür übernahm man das Tier sogar an einem Sonntag nachmittags außerhalb jeglicher Öffnungszeiten. Wo war die Liebe zu Menschen und Tieren? Manch unerwachsene (damit meinte ich nicht das Alter) Tierheimleitung verstand ich nicht und war bei mir völlig "unten durch".

 

Es hat nur was in die "Vereins (?) -Kasse" gebracht.

 

Der neue Tierbesitzer litt, denn er hat als Tierhalter "völlig versagt". Das Tier litt, denn es wurde hin- und hergerissen und kannte sich nicht mehr aus. Die ehemaligen Tierpfleger litten, denn sie hatten ihren Schützling lieb gewonnen. Dass manche „Tierschützer“ keine Menschen mögen, kann man hinnehmen – aber sich „Tierschützer“ zu nennen und entgegen dem Wohl des Tieres zu arbeiten – nicht.

 

Ganz hart und tränenreich hatte mich damals ein Fall getroffen, wo eine meiner „Schülerinnen“ unverhofft in einem Tierheim abgegeben wurde und dann „verschwand“. Viele Wochen hatte ich mit der Hündin gearbeitet, um dann ein passendes Zuhause zur „Probe“ zu finden. Sie wurde unverhofft in einem Tierheim abgegeben. Über Umwege erfuhr ich, welches traurige Schicksal sie bereits am zweiten Tag dort ereilte. Sie wäre bösartig gewesen? Keiner, der ihr Zeit gab sich einzuleben – keiner der mich informiert hätte, obwohl man wusste, dass sie von mir vergeben worden war. Nach dem sehr emotionalen Telefonat mit der Tierheimleitung, traute diese sich solch ein Verhalten – Gottlob - nicht nochmals.  

 

Wenn Verfechtern der Platzkontrollen und seltsamen Verträge Argumente ausgingen, wichen sie gerne vom Thema ab. Gerne gingen sie auch verbal unter die Gürtellinie: "Euch geht es nur um´s Geld" und/oder "Euch sind die Tiere egal" "drohten" mit Anwälten und/oder kritisierten sinnlos mein Privatleben. Ich hatte hier eine dicke Haut entwickelt. Diejenigen kannten mich nicht - hatten meist noch nicht mal telefoniert - geschweige denn, die Anlage besichtigt. Tierschutzarbeit bedeutete meistens ein betriebliches Minus und finanzierten wir zum größten Teil selbst. Es wurden keine Geld- sondern gerne Sachspenden angenommen. Für Gelder arbeiteten wir mit Veranstaltungen. Jeder, der unsere Anlage besichtigt hatte bzw. mich kannte, wusste wie unprofessionell / unwirtschaftlich ich oft handelte.

 

Obwohl ich im Laufe meiner Tierbetreuertätigkeit insgesamt schon mehrere Tausend unterschiedliche Katzen/Hunde in irgendeiner Form führte, betreute, schulte, pflegte, vermittelte ..... war ich sehr froh darüber, nie professionell emotionslos gearbeitet zu haben ..... und betete darum, niemals so ein Profi zu werden. Heimlich wurden, insbesondere bei meinen „Schülern“ oder selbst aufgezogenen Würfen ein paar unvernünftige unqualifizierte Abschieds- oder Freudentränen vergossen. Alles, was man lieb gewinnt verursacht auch Emotionen .... jedoch .... was wäre die Welt ohne Liebe ?