Tiernamen und Menschentypen

Am Anfang einer – wie auch immer gearteten - Beziehung stellt man sich mit seinem Namen vor. Ob es die Begrüßung privat oder geschäftlich ist – im direkten Gegenüber, telefonisch oder schriftlich. Man meldet sich bereits am Telefon mit seinem Namen oder geschäftsmäßig mit Firma - Name, z.B. damals bei mir mit  SCHNAUZERL Hotel – Pieper“.

 

Namen sind wichtig und erkennt man sofort sein Gegenüber.

Da ich meinen Betrieb an die Jugend abgegeben habe und nun in Pension bin, kann ich hier lockerer über meine internen Geheimnisse schreiben. Natürlich war der Name des Besitzers, wie o.a., wichtig – aber noch wichtiger war: Der Name des Haustierchens. So wusste ich gleich, mit welchem menschlichen Charakter ich zu tun bekam.

 

Völlig wertneutrale Feststellung

 

Ich erkannte im Laufe der Zeit: Es gab verschiedenste Menschentypen und nur ganz selten fiel mal wer aus der Rolle. Einen ungemeinen Spaß machte es mir bzw. hatte ich eine diebische Freude daran, wenn wir Mal selbst tierschutzmäßig Würfe aufgezogen haben. Ich bat gerne die neuen Besitzer, während der Wartezeit bis zur Übernahme ihres Welpchens, sich doch schon einen Namen auszudenken. Die Kleinen hatten zwar schon „Karteinamen“ – aber wir wählten oft absichtlich (!!!) fürchterliche aus, damit sich jeder selbst was ausdenkt. Mit unserem Tipp – er sollte bestenfalls zweisilbig sein – ließen wir sie dann völlig eigenständig auf Suche gehen. Erst kurz vor Abholung - nachdem alle ihre Namen gefunden hatten, teilte ich dann meine wichtige – nicht in Büchern zu findende - Weisheit mit.

  

Was für ein Typ seid ihr ?  

 

Da ich ein Vierteljahrhundert eine Tierpension besaß, wage ich zu behaupten - Es gibt drei Typen von Menschen: 

  • Der A und O – Typ (z. B. PLUTO, DINO, KLIA, BELLA etc. ....) ist für Tierpensionen angenehm. Besitzer gibt seinen Hund locker zur Betreuung, verabschiedet sich kurz und meint „der kann sich selbst helfen“. Man kann sich sehr sicher sein, dass dieser wohl kein einziges Mal anrufen wird, um zu fragen wie es seinem Liebling geht. 
  • Der I und Y – Typ (z. B. BLACKY, FERDI, SUSI, BENJI etc. …) ruft garantiert schon am ersten und i. w. F. alle drei Tage an, möchte auch Fotos bekommen und fragt, wie es denn seinem "armen" Hund mit den anderen Hunden geht. 
  • Der CHEN und LEIN - Typ (z.B. FIEPSCHEN, MAUSILEIN, LOTTCHEN etc. …) ist der Horror für jede Tierpension. Mehrfach täglich Telefonate, manchmal bricht man – obwohl alles in bester Ordnung ist - sogar eine Reise ab, weil das Tierchen ohne seinen geliebten Besitzer doch todunglücklich sein MUSS (!). Da helfen auch die besten Videos und Fotos nichts.

Das heißt aber überhaupt nicht, dass der Hund dieser Typ ist. Manch FLOCKwar dominant und sofort in eine Gruppe zu integrieren. Und es gab VIOLA, die eher schüchtern ist oder KLÄUSCHEN, der (nach den Betreuern) das Rudel führt.

 

Unmögliche unmerkbare Tiernamen

 

Gottlob hatten wir frühzeitig das System der Hundekennzeichnungen eingeführt. Am Halsband war eine Plakette mit Namen befestigt. Es gab Hundenamen, die ich mir nicht merken konnte von CALINGULA über PIRTOGOSSI bis hin zu POLARGI oder BELAGER ….. Wie mühsam war es, in den Karteiblättern nachzusehen, wie denn das Tierchen nun heißt. Und ganz offen: Man kam sich als Tierbetreuer auch dämlich vor, wenn man schon zum dritten Mal bei z.B. „CALINGULA“ nachblätterte – weil ich mir diesen Namen einfach nicht merken konnte. Warum auch immer.

 

Teils unaussprechliche Zungenbrecher fanden sich oder Namen, die man gefühlsmäßig einfach nicht in jeder Situation rufen konnte … z.B. LIEBCHEN, wenn denn das Tierchen mal wirklich nicht „lieb“ war – z.B. mit anderen gerne stänkerte.

 

Wir hatten ja nicht nur einen Hund, sondern manchmal gleichzeitig bis zu 30 Hunde in der Betreuung. Und alle hatten ihre Namen, die sich manchmal auch ähnelten. Es kam auch vor, dass man drei BELLA´s gleichzeitig im Haus hatte.

 

 

Das Zusammenleben mit Namen

 

Rufen Sie mal ernsthaft mehrmals „FIEPSCHEN“ aus dem Fenster, wenn Sie sehen, dass der 20-Kilo schwere Liebling grade eine nagelneue Decke zerlegen will. Aus FIEPSCHEN musste bei der Betreuung zwangsläufig „FIEPS“ werden. Nach dem dritten Mal des albernen FIEPSCHEN-Rufens lachten selbst die Leute aus meinem Team und ich selber dann auch. Als Tierbetreuer hat man ein gesundes Selbstbewusstsein – jedoch kann man mit so einem Namen einfach kein gutes Benimm herstellen.

 

Ich oute mich

 

Da ich privat oft erwachsene Hunde übernahm, die bereits einen Namen hatten, blieb ich bestenfalls dabei – da sie auf diesen hörten und wandelte nur etwas ab. Aber ein paar Hunden hatte auch ich selbst Namen gegeben. Das waren: DINO, KLIA, CHARLES, FELIX …. Ich wäre für eine Tierpension wohl ein eher unauffälligerer „Kunde“ gewesen.

 

Offene Kommunikation mit betreffenden Kunden 

 

Mein ganz großer Dank geht an alle meine ehemaligen Kunden, die es mir nie krumm genommen haben, wenn wir uns denn auf eine andere Ansprache ihres Haustierchens einigten. Lustig war, dass grade in solchen Fällen oft aus „FRAU PIEPER“ i. w. F. „LINDA“ wurde.

Mein Vorname endet übrigens auch mit einem „A“ ….. 😊

 

 Linda Ann Pieper