Sprachkultur Internet

Es könnte das Internet ein Paradies für Kommunikation sein, eines in dem Menschen klug und scharfsinnig diskutieren. Jedoch gehören hier anstelle dessen Beleidigungen, Unterstellungen und Diffamierungen, samt speziellen Worten und Wort-Kombinationen (die man manchmal in keinem Duden findet), zum ganz normalen Umgangston. Wer im Internet (oft anonym) Kommentare postet, kann seine Manieren vergessen und zum Rüpel werden.

Da praktisch jeder Zugang zum Internet hat, führt es dazu, dass sich die Menschheit in ihrer ganzen, manchmal eben auch unerfreulichen, Vielfalt im Netz zeigt. Beleidigungen in Online-Foren oder bei Beiträgen von Politikern gehören zum virtuellen Alltag. Mich wundert es, dass selten die Gerichte bei diesen Kränkungen bemüht werden, obwohl die meist unwahren Aussagen sehr beleidigend sind. Seit 01.09.2017 ist dieses Gesetz in Kraft – Auszug aus dem österreichischen Strafgesetzbuch § 115 StGB Beleidigung: (1) Wer öffentlich oder vor mehreren Leuten einen anderen beschimpft, verspottet, am Körper mißhandelt oder mit einer körperlichen Mißhandlung bedroht, ist, wenn er deswegen nicht nach einer anderen Bestimmung mit strengerer Strafe bedroht ist, mit Freiheitsstrafe bis zu drei Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 180 Tagessätzen zu bestrafen. (2) Eine Handlung wird vor mehreren Leuten begangen, wenn sie in Gegenwart von mehr als zwei vom Täter und vom Angegriffenen verschiedenen Personen begangen wird und diese sie wahrnehmen können.

 

Dazu zählen auch Veröffentlichungen im Internet. Manche Gruppen oder Foren (wie auch die von mir betreuten) werden von ihren Betreibern von Niveaulosigkeiten bereinigt. Darüber hinaus steht es jedem frei, Unflätigkeiten zu ignorieren. Wie überall, wo Menschen miteinander verkehren, ist Nichtbeachtung eine der wirksamsten Ächtungen.

 

Anonym ist nicht mutig

 

Leider ist die Versuchung groß, doch einfach Mal seinen „Frust“ ablassen. Wo ginge das besser als im Internet? Man hat kein direktes Gegenüber und kann in der Anonymität und Schnelllebigkeit des Internets „Dampf ablassen“. Gottlob selten – aber leider doch manchmal – sehe ich mich mit Menschen konfrontiert, die es einfach nicht auf die Reihe kriegen, sachlich zu argumentieren.

 

Meine Empfehlungen im Umgang mit Trollen

 

Hier meine persönliche Anleitung für all jene, die es bisher nicht geschafft haben, auch im Internet Manieren zu beweisen oder an all jene, die nicht wissen, wie sie mit ungehobelten "Trollen" umgehen sollen. Zu aller erst: Rassistische und hetzerische Kommentare sollten zur Anzeige gebracht werden. Nur weil etwas im Internet stattfindet, heißt das nicht, dass man es verharmlosen kann. Auf Worte können Taten folgen.

 

Für jemanden, der (wie ich) die deutsche Sprache liebt, ist es oft nicht leicht, Rechtschreib- und Grammatikfehler zu ignorieren. Es führt aber zu nichts, Fehler aufzuzeigen. Warum? Das rechtschreibschwache Gegenüber wird sich nicht einen Duden nehmen und sich mit seinen Defiziten beschäftigen. Man wird anstelle dessen als „Besserwisser“ beschimpft und die Diskussion driftet in ein anderes Level ab. Ich verstehe, dass es schwerfällt, mit Leuten zu diskutieren, die z. B. gegen Flüchtlinge hetzen und gleichzeitig nicht der deutschen Sprache mächtig sind. Hier lautet meine Devise: Stark bleiben und ignorieren.

 

Ich könnte Lieder davon singen, wie es ist, im Internet beschimpft zu werden. Ob ich nun Organisationen helfe, mich zu meiner politischen Einstellung „oute“ oder Flüchtlinge unterstütze. Leute, mit schlechten Umgangsformen, gibt es überall. Lasst euch nicht auf Beleidigungen ein! Wenn man den Fehler begeht und auf Beschimpfungen in gleichem Ton antwortet, hat man bereits verloren. Warum? Weil man sich auf deren Niveau begeben hat. Bei mir sind es meist „Tierschützer“, die im Internet herumpöbeln. Ich habe aber auch politisch aktive Freunde, die sich regelmäßig mit niveaulosen unsinnigen Beleidigungen herumschlagen.

 

Auch wenn man noch so sehr das innere Bedürfnis verspürt, seinem „Gegenüber“ Mal ordentlich den „Marsch zu blasen“ und ihm zu sagen, was er für ein „Idiot“ ist - Lassen Sie es! Es bringt gar nichts. Man sollte immer mit gutem Beispiel vorangehen. Wenn man selbst nicht höflich ist, kann man nicht erwarten, dass einem der andere mit Respekt entgegentritt. Egal aus welcher Bildungsschicht man kommt, ob man Migrationshintergrund hat oder nicht, ob man frustriert ist oder einfach ziemlich genervt: Keiner von uns hat das Recht, andere zu beleidigen. Auch nicht im Internet.

 

Sofern man im Internet diskutieren möchte, ist eine der wichtigsten Regeln: Besorgen Sie sich eine dicke Haut. Ich kann mich gut an das Jahr 2002 erinnern, in dem ich einen regelrechten Shit-Storm, wegen Import von Hunden, erleben durfte. Ich weiß, wie sich das angefühlt hat. Ich bin eine sehr selbstbewusste Person, aber einige beleidigende Kommentare haben mich echt fertig gemacht. Da ich wortgewandt bin und meine Gegner irgendwann nicht mehr argumentieren konnten, schweiften diverse Diskutanten völlig vom Thema ab. Es gab Kommentare über meine frühe sexistische Kindheit (sie fanden ein Foto von mir als 6-jährige mit Minirock in einem Facebook-Album) über vermuteten Alkoholismus (ich bin absoluter Anti-Alkoholiker und hatte auf einem Bild eine zu "sonnengebräunte" Haut) bis hin zu der Wirtschaftlichkeit meines Betriebes (dem es halbwegs gut ging). Damals habe ich gelernt: Man muss drüber stehen. Es bringt nichts, wenn man sich den Kopf zerbricht, was jemand über dich sagt. Das gilt für das echte Leben und für das Internet.

 

Niemand ist fehlerlos

 

Anonym, außer man muss es generell - wie z.B. bei einer politischen Wahl, etwas zu schreiben, würde mir nicht im Traum einfallen. Ich stehe immer hinter meinen Texten. Was nicht bedeuten soll, dass sich meine Meinung nicht auch einmal ändern kann. Auch bin ich menschlich und daher leider nicht völlig fehlerfrei. Wer kann schon von sich behaupten "das Maß aller Dinge" zu sein?  Ich versuche aber immer mein Bestes. Ich glaube jedenfalls nicht sofort jede (oft noch so verlockende) Meldung. Ich frage mich auch bei meinen FB-Kommentaren: Bin ich von dem, was ich schreibe tatsächlich überzeugt? Habe ich das kritisch hinterfragt? Habe ich mich eigenständig informiert? Dann sind die ganzen Beleidigungen, die Internet-Trolle von sich geben, völlig egal.

 

Freie Meinungsäußerung ist ein wichtiges Gut

 

Wer andere Länder besuchte, weiß wie wertvoll es ist, in Österreich leben zu dürfen. Das politische System der Republik Österreich beruht auf den Grundsätzen der Demokratie. Im Art. 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte findet man: "Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäußerung; dieses Recht umfasst die Freiheit, Meinungen unangefochten anzuhängen und Informationen und Ideen mit allen Verständigungsmitteln ohne Rücksicht auf Grenzen zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten."  Gottlob ist das so. Wir sollten uns aber davor hüten, diese Redefreiheit zu missbrauchen.  Unwahrheiten oder Mobbing haben nichts im Netz verloren. 

 

Wir haben in den letzten Jahren gelernt, das Internet für die Möglichkeit einer grenzenlosen Kommunikation, zu schätzen. Jetzt sollten wir lernen, Internet vor jenen zu beschützen, die diese Kommunikation einfach nur vergiften wollen.

Linda Ann Pieper