Königin des Ein- und Ausbruchs

Die Tierbesitzer meinten: „SUSI muss sofort weg!“  Die Hündin wäre als Welpe angeschafft worden und nun eine Haltung nicht mehr möglich. Wohnungswechsel, berufliche Veränderung, Allergie und Zeitmangel waren typische Abgabegründe. SUSI sollte aber nicht in ein Tierheim (das brächten sie nichts übers Herz) und so fragten sie mich. Ich bat um zwei aktuelle Fotos und erfragte die wichtigsten Eckdaten. Es schien mir nicht schwierig, für eine 3-jährige brave kanadische Schäferhündin ein neues Zuhause zu finden. Ich erklärte mich bereit, ihre Hündin noch am gleichen Tag in mein Eigentum zu übernehmen.

Die Aufnahme gestaltete sich sehr kurz, da die Abgeber wohl wenig Zeit hätten und dringend wieder zurück in den tiefsten Westen Österreichs fahren müssten. Es wurde der vorbereitete Aufnahmevertrag unterschrieben, Personalausweis vorgelegt, Aufnahmegebühr bezahlt, noch etwas Futter dagelassen und mir wurde die Leine in die Hand gedrückt. Der komplette, wenig emotionale Akt der Aufnahme dauerte nur fünf Minuten. Es war seltsam, dass die Tierbesitzer sich so locker von ihrem Tier trennten. Üblich und verständlich war, wenn ein Aufnahmetier noch ein letztes Mal umarmt wurde und manchmal flossen auch Tränen. Bei der Aufnahme von SUSI hatte ich das Gefühl, dass die Besitzer froh waren, wenn die Hündin weg ist. Ich sinnierte ala "harte Schale - weicher Kern": Es gibt eben Menschen, die wenig Regungen zeigen. Nur war die gefühlskalte Aufnahme von SUSI doch eher ungewöhnlich.

 

Eine traumhaft schöne Hündin

 

Mit einer Schulterhöhe von 65 cm und 38 Kilo Gewicht war SUSI eine übergroße kanadische Schäferhündin. Sie sah, mit ihren bernsteinfarbenen Augen und schlohweißem Fell, fast wie ein Gemälde aus. Sie war die schönste kanadische Schäferhündin, die ich je gesehen hatte. Sie hatte auch eine hervorragende Ahnentafel und war bestens geimpft. SUSI war weder zu dick – noch zu dünn und hatte ein sehr gepflegtes Fellchen. Eine traumhaft hübsche Venus in weiß.

 

Die Grundkommandos beherrschte SUSI perfekt. Man konnte sie an der Leine am kleinen Finger führen. Sie blieb bei Platz liegen, sie setzte sich sofort bei Sitz, sie kam auf Rufen, war zugänglich. Ich testete sie mit anderen Hunden. Man konnte SUSI in jedes Rudel integrieren. Ob groß oder ganz klein - sie vertrug sich mit absolut jedem Artgenossen. Uns war vom Vorbesitzer mitgeteilt worden, dass sie sehr kinderfreundlich war und auch mit Katzen keine Probleme hatte. Sie war eine ausgeglichene, lebhafte, wesensstarke, sanftmütige, verspielte, anhängliche und gelehrige Hündin. Ich fand hier überhaupt keinen Makel. Eine perfekte, sehr wohlerzogene brave Hündin. Üblicher Weise ging ich bei Aufnahmehunden davon aus, dass irgendwelches körperliches oder erziehungsmäßiges Manko vorlag, an dem ich arbeiten müsste. Hier war das nicht so. Nix mit ursprünglich geplanter Schülerin – sie war perfekt und könnte gleich in die Vergabe.

 

Ein paar Tage Aufenthalt für jeden Hund

 

Wenigstens drei Tage behielt ich trotzdem gerne meine Vergabetiere. Hunde wurden generell erst nach geraumer Zeit „warm“ und es zeigte sich manchmal erst dann ihr wahrer Charakter. Die ersten zwei Tage / Nächte blieb SUSI brav in dem ihr zugewiesenen Rudel 2 mit den größeren Hunden. Am dritten Tag fing das Drama an: Wo war SUSI? Sie saß anstelle im Rudel 2 – im Rudel 3, mit drei anderen Hunden bei geöffneter Balkontür. Ich fragte im Team, ob sie denn irgendwer vielleicht umgesetzt hätte. Nein. Hmmm – egal. Sie verträgt sich ja mit allen. Dann lassen wir sie eben im Rudel 3. Kopfzerbrechen bereitete mir das trotzdem, denn ich wusste nun, den Zwischenzaun in Höhe von 205 cm konnte sie überwinden – den Außenzaun mit 252 cm übersprang kein Hund. Bei mir herrschte Ordnung - Dass ein Hund lustig von Rudel zu Rudel springt / klettert fand ich daher nicht so prickelnd. So kam es, dass ich nach drei Tagen die Internet-Beschreibung zusätzlich mit den Worten „intelligent, öffnet  Türen, öffnet Schränke und Schubladen, sehr anhänglich“ ergänzte.

 

OMG ! Ausgesperrt

 

Der Abend der totalen Sonnenfinsternis war ein besonderes Ereignis in Österreich. Erlebte man sowas doch nur alle paar Jahrzehnte. Meine Familie wollte diese unbedingt von einer Anhöhe aus betrachten und so fuhren sie gesammelt in die Stadt. Ich blieb bei den Hunden und beobachtete diese. Es war Sommer und ich zog mir im privaten Obergeschoss einen leichten kurzen Pyjama an. Von meiner riesigen Terrasse aus, hatte ich einen wunderbaren Blick auf den Himmel und auf meine Hundegruppen. Das war total spannend. Als die Sonne sich verfinsterte, wurde es absolut still und alle Hunde legten sich hin. Man hörte nicht mal ein Vogelzwitschern. Es war gruselig ruhig.

 

SUSI war im Laufe des Tages von Rudel 1 über Rudel 2 doch wieder ins Rudel 3 geklettert und hatte mit Hilfe der anderen drei dort lebenden Gäste ein Polster mit Schaumstoff zerlegt. Das weiße Innenleben flog im ganzen Gehege herum. Bevor es sich, durch Wind oder die Hunde, noch weiter verteilte, fand ich es besser, das Fiasko gleich wegzuräumen. Zu diesem Zweck extra in Arbeitskleidung umziehen, ersparte ich mir. Mit entsprechender Energie und Kommandos konnte ich es gut händeln, nicht angesprungen bzw. zerkratzt zu werden.

 

Gelächter hinter der Tür

 

So marschierte ich sehr leicht bekleidet in das Außengehege des Rudel 3 und widmete mich der Beseitigung des Unrats. Fertig! Ich wollte wieder ins Haus und die Tür war zu. Meine normalen Balkontüren (damals ohne eingearbeitete Türklappen) konnte man von außen nicht öffnen, wenn der Innenhebel unten war. Da stand ich nun im kurzen Pyjama und weit und breit kein weiterer Mensch im Haus. Ich blickte durch die Tür in das Rudel. Wer saß direkt vor der geschlossenen Türscheibe? Ich schwöre, SUSI hat hämisch gelacht: Öhrchen vorne, fröhlichster Blick, wackelndes Köpfchen, das Mäulchen offen und grinsend.

 

Da stand ich nun mit einem ebenfalls armen, ausgesperrten Labrador im Außengehege. Ich hatte keine Vorstellung davon, wann denn meine menschlichen Mitbewohner zur Rettung kommen würden. Sollte ich abwarten oder lauthals um Hilfe rufen? Meine Schreie hätte mein freundlicher Nachbar wohl gehört – war mir aber doch zu peinlich. Eine leicht bekleidete Tierbetreuerin, die hilferufend im Gehege steht, wäre wohl zu einer ewigen Anekdote geworden. Ich entschied, selbst von Rudel 3 nach Rudel 2 zu klettern. Das waren ja nur 210 cm. Wenn das ein Hund schaffte – dann konnte ich das auch. Gedacht – Getan! Es war schmerzhaft, mit den Füßen (barfuß in Schlapfen) quer in eine fünf Centimeter breite Doppelstabgittermatte zu steigen und diese so zu überklettern. Mein blutiger Oberschenkel, den ich mir bei der höchsten Stelle zuzog,  sah aus, als wäre ich durch Dornen gegangen. Endlich befand ich mich im Außengehege des daneben liegenden Hundegeheges, dessen Fenster - Gottlob - gekippt war. So konnte ich mit der Hand durch das Fenster fusseln, um dann diese Balkontür zu öffnen. Endlich war ich wieder im Gebäude. Seit diesem Erlebnis bezeichnete ich unsere Anlage als „löwensicher“. War man da mal draußen, kam man schwerlich wieder rein.

 

Sie war überall und liebte Gesellschaft

 

In der Zwischenzeit hatte SUSI das Innengitter zum Spielzimmer geöffnet und meine Schönheit lag brettelbreit auf der Ledercouch. Die beiden anderen Bewohner ihrer Gruppe hatte sie natürlich auch rausgelassen. Ich holte meinen armen ausgesperrten Labrador wieder rein und alle widerrechtlich im Spielzimmer befindlichen Hunde auch. Jetzt waren sie wieder zu viert – so wie es sich gehörte. Wie kam es, dass das stabile Gitter zum Spielzimmer offen war? Ich konnte unmöglich so schlafen gehen, sondern legte mich auf die Lauer und sah erschreckende Tatsachen.

 

Erst beobachte ich SUSI, wie sie die Balkontür öffnete. Es war nicht so, dass sie es versuchte, sondern sie öffnete sie sofort und gekonnt. Sie nahm tatsächlich den Griff ins Maul, stellte diesen exakt quer und zog dann an. Mit einer Pfote stützte sie sich dabei an der Wand ab. Ein Mensch kann es nicht besser. Die Gitter zu den einzelnen Gehegen hatten Spezialverschlüsse, dessen Riegel mit einer Feder versehen waren und man mit einer Hand zur Seite ziehen musste. Auch dieses war für SUSI überhaupt keine Herausforderung. Sie zog den Metallhebel perfekt mit den Zähnen zurück um dann das Gitter aufzuziehen. Auch hier wieder: Tierbetreuer konnten das in der gleichen Geschwindigkeit.

 

Nachdem ich alle vier eigenmächtigen Herumläufer der Gruppe 3 nochmals retour führte, legte ich Ketten mit Schlössern an alle Innengehege. Es sah zwar optisch unmöglich aus, aber man konnte im Spielraum nicht alle Hunde miteinander laufen lassen. Solche Befreiungsaktionen traute ich SUSI nun zu. Wenn sie selbst hin und herspringen wollte – dann sollte sie. Aber nicht alle Artgenossen rauslassen. Ich hatte gute Gründe, warum ich meine Hunde in Gruppen unterteilte. Wir beherbergten auch weniger verträgliche Gäste und würden sonst bestimmt Raufereien passieren.

 

Dass alle Fenster von ihr ebenfalls geöffnet werden konnten und diese aus dem Stand durchsprungen wurden, brauche ich nicht zu betonen. SUSI konnte selbst gemauerte verflieste Wände mit 210 cm Höhe überwinden. Was erforderlich schien und machbar war, wurde am nächsten Tag montiert: Viele stabile Eisenhaken wurden an den unmöglichsten Stellen angebracht. Falls SUSI der Meinung war tagsüber vom Rudel 1 – 2 – 3 – 4, ins Spielzimmer oder die Spielwiese zu hüpfen, sollte sie doch. Ganz nach draußen schaffte sie durch die Kröpfung nicht und in die hoch abgemauerten Quarantäne- und Krankenstationen auch nicht. Nach Tagen hatten wir uns arrangiert: Natürlich hätte ich meine sportliche Dame in den Sommerzwinger oder in Kranken- oder Quarantänestation versperren können. Hätten wir da noch zusätzliche Ketten gelegt, käme sie aus diesen Bereichen nie raus oder drüber. Das wollte ich aber nicht, weil sie gesund / unverletzt war und wie es die Begriffe "Krank" und "Quarantäne" schon sagen, hatten dort gesunde nichts verloren. Nur im äußersten Notfall wich ich mit gesunden Tieren in diese Bereiche aus. Weiters war es dort fad und wesentlich aufwändiger Tierchen so zu betreuen.

 

So kam es, dass ich SUSI tagsüber meist mit meinen vier anderen privaten Hunden (Schäfer, Basset, Hovawart und Labradormix) bei mir ins Büro oder bei der Gartenarbeit mitnahm – das funktionierte am besten. Ob vier oder fünf sogenannte "Freiläufer" war dann auch schon egal. Kamen Kunden, konnte ich SUSI mit meinen anderen Privathunden kurzzeitig in den überdachten, kleinen Liegezwinger – samt Zusatzschloss - ins Büro sperren. Sie lernte sehr schnell das Kommando "Kabäuschen" - das hieß: "Geh in die 1,5 x 1,5 m große und 2 m hohe - oben geschlossene Box". Es war zwar in den zwei Büro-Kabäuschen für insgesamt fünf größere Hunde etwas eng, aber dauerte ja immer nur wenige Minuten. Kühlschranktür und Schubladen schloss ich im Vorbeigehen hin und wieder automatisch. Irgendwann war es für SUSI wohl doch zu wenig spannend, dass sie den Quatsch des "Kasten-Ausräumens" unterließ und lieber mit Artgenossen und Hundespielzeug spielte. Sie bellte fast überhaupt nicht, war sehr stubenrein, hundefreundlich, kinderlieb und machte nichts kaputt. Sie war eine sehr liebe vergabefähige Dame, mit gewissen Eigenheiten.

 

Studien von Wölfen kamen mir in den Sinn. War es tatsächlich so, dass diese allein durch Beobachtung des Menschen, Aufgaben dann selbst lösen können? Bei den Balkontüren, allen waagrechten Türgriffen und Schubladen dürfte sich das SUSI wohl schon von dem Vorbesitzer abgeschaut haben. Unsere Spezialverschlüsse bei den Innengittern hatte sie wohl bei mir erlernt. Hmmmm ….

 

Die erste Vergabe entwickelte sich zum Desaster

 

Nach drei Tagen des Aufenthaltes kam SUSI auf der Homepage aktiv in die Vergabe und es meldeten sich für diesen Traumhund erwartungsgemäß unzählige Interessenten. Ein paar Tage wollte ich mir diese Hündin noch ansehen, hielt aber die Anfragen beantwortet in Evidenz. Aus den paar Tagen wurden drei Wochen. Über die Hälfte der Interessenten kamen leider überhaupt nicht in Frage. Mit manchen telefonierte ich und gab andere Empfehlungen. Viele Ersthundehalter unterschätzten es, einen solchen Hund zu besitzen. Ein großer schlauer Hund in einer kleinen Mietwohnung, wenn man ganztägig berufstätig ist und noch keinerlei Erfahrung hat? Als Verkäufer eines Hundes konnte man nicht dafür garantieren, dass sich der Hund im neuen Umfeld so zeigte, wie bei mir im Haus. Als Beispiel: Was würde passieren, wenn der Hund vielleicht doch bellt, weil er allein gelassen wurde?

 

Endlich dachte ich, das passende Heim gefunden zu haben: Ein groß-hundeerfahrenes Ehepaar mit freistehendem Haus, einem weiteren Hund und sehr hoch eingezäuntem Garten, wo immer jemand Zuhause war. Ich telefonierte sehr lange und sagte ihnen offen alles, was ich von SUSI wusste und was ich selbst erlebte. Natürlich sprachen wir auch intensiv über die Geschichten mit den Fenstern, Türen und Kästen aller Art. Bei der Besichtigung zeigte sich SUSI perfekt – so wie sie eben auch war – perfekt. Die Familie nahm sie gleich mit.

 

Drei Tage später: Am Nachmittag erfolgte der spektakuläre Anruf. SUSI muss sofort weg. SUSI wäre die ersten zwei Tage total brav gewesen und sie hatten sich sehr gefreut, so eine schöne Hündin bekommen zu haben. Da die Besitzerin einkaufen ging, ließ sie SUSI samt ihrem Zweithund nur kurz alleine. Als sie zurückkam, wäre die Balkontür offen gewesen und SUSI im Garten "lachend" auf der Hollywood-Schaukel gelegen. Das war ja nicht das Drama. Schlimm war, was sie in den zwei Stunden anstellte: Sie hatte die dicke Holz-Haustür völlig demoliert und ganze Stücke sogar rausgebissen. Im ganzen Haus (Ober- und Untergeschoss) waren alle Innentüren geöffnet und teils angebissen und zerkratzt. Die Ledercouch war völlig hinüber, die Vorhänge und Stores runtergerissen, manche Laden ausgeräumt und der teure Teppich durchlöchert. In der Küche hätte sie gewütet und insgesamt einen geschätzten  Schaden in Höhe von über € 20.000,00 verursacht. Diesen Betrag wollten sie uns in Rechnung stellen und drohten das ggf. mit Rechtsanwalt einzuklagen. Natürlich ist solch eine Forderung sinnfrei, da sie den Hund kauften und rechtmäßiger Eigentümer waren. Wir hatten SUSI nicht auf Probe vergeben und meine Versicherung hätte das deswegen wohl nicht bezahlt. Ich konnte mich nur vielmals entschuldigen und anbieten, den Kaufpreis von SUSI komplett zurückzubezahlen und die Hündin sofort wieder aufzunehmen.

 

SUSI kam wieder zurück

 

Da war sie wieder, „mein“ superschlaues Mädchen, und freute sich sichtlich - aus ihrer Sicht - wieder „daheim“ zu sein. Mir wurden die wahren Abgabegründe des ursprünglichen Besitzers immer klarer. SUSI suchte Anschluss und wollte wohl überhaupt nicht ohne Menschen leben. Wie sollten wir solch einen Hund denn vermitteln? Es war mir immer wichtig mit Interessenten offen zu kommunizieren. Manche andere Käufer meiner Hunde meinten im Nachhinein, ich hätte viel zu „schwarz“ gemalt. Der jeweilige Hund wäre kein Problem gewesen. Aber lieber man zeigt drastischer die möglichen Baustellen auf – als umgekehrt. Alles andere machte wenig Sinn. So herausragend schön SUSI war - so herausfordernd war auch ihr Charakter.

 

Da war doch noch wer!

 

Ich blätterte in meiner Evidenzliste: Zwischen den vielen Bewerbern, denen ich abgesagt hatte, fand ich eine Groß-Familie mit Bauernhof. Ich hatte sie in der engeren Wahl gehabt und rief ich an. Ich schilderte exakt den argen Unfug, den die Hündin in ihrem kurzen anderen Zuhause getrieben hatte. Käme denn die Hündin immer noch in Frage? „Ja – unbedingt! Wir kommen gleich morgen und holen sie! Bei uns stehen sowieso immer alle Türen offen und Perserteppiche haben wir nicht.“, war die Antwort. Man spürte ihre immense Freude schon durch den Telefonhörer.

 

SUSI wurde sofort mittels Anzahlung reserviert und zur Abholung erschien ein kleiner Teil der Familie – mehr als fünf Leute passten nicht in den Kombi und hinten rein sollte ja SUSI. Ich bestand darauf, auf dem Kaufvertrag eine einwöchige Probezeit zu vereinbaren. Etwaige Schäden wären hier durch unsere Versicherung gedeckt. Wer weiß, ob SUSI wieder Quatsch treiben würde und ich wollte nicht nochmals jemandem finanziellen Schaden zufügen. Die neuen Besitzer meinten – sie würden jetzt schon sehen, dass das nicht erforderlich wäre. Sie würden mit SUSI ganz bestimmt zurechtkommen. Sobald man ein Tier kauft, gehört es einem auch und hatte ich keine Rechte hier etwas zu fordern. Aber ich teilte der Familie eindringlich mit, dass ich mich insbesondere bei SUSI sehr über eine Rückmeldung spätestens in einer Woche sehr freuen würde. Was würde diese superschlaue Hündin wohl dort anstellen, wenn sie denn da überhaupt Unsinn macht? Nachdem ich auf SUSI ´s Eigenheiten eingegangen war und sie in meinem persönlichen Rudel mitlief, verhielt sie sich bei mir wirklich super brav.

 

Ich wartete im Grunde täglich auf ein Telefonat mit einer schlimmen Rückmeldung. Nach einer Woche hatte ich einen Scherzbold in der Leitung: „OMG ! Wos hobts ma denn do´ für a Viecherl gebn“. (Übersetzt: Was habt ihr mir denn da für ein Tier gegeben) Es stockte mir der Atem – was hat meine Maus denn schooooon wieder getrieben? Der Bauer lachte und meinte, er wolle mich nur „pflanzen“ (Übersetzt: einen Scherz machen). Sie hatten überhaupt kein Problem mit SUSI. Sie wäre total brav, passt auch auf die Schafe auf, rennt leinenlos mit ihnen bei der Waldarbeit in ihrem Wald mit, hilft beim Kühe treiben, hat überhaupt nichts kaputt gemacht, spielt toll mit den Kindern, läuft nicht weg, schläft nachts gerne neben ihrem Enkelkind, sie haben und brauchen keinen Zaun am Hof …. es gibt überhaupt keine Probleme und wird von Tag zu Tag noch besser. Sie waren total froh, diese Hündin bekommen zu haben." Irgendwann findet jeder Topf seinen richtigen Deckel.“ Der Spruch hat sich hier – wie so oft – bewahrheitet. SUSI war eben eine freiheitsliebende Diva und im (für sie) richtigen Zuhause .... PERFEKT. 

Linda Ann Pieper